Pilotprojekt zur Geschäftskonzeptentwicklung an der HTL-Neufelden

„Wie wäre es, wenn wir in kleinen Teams bis zu den Semesterferien unterschiedliche Geschäftskonzepte entwickeln würden?“ Mit dieser eher gewöhnlichen Frage begann für die Schüler der Maturaklasse Anfang Dezember das Projekt Businessplan.  Trotz eines dicht gedrängten Schulkalenders und dem Fertigstellungsdruck bei den Maturaprojekten wagten die Schüler das Experiment. Im Unterrichtsgegenstand Wirtschaft und Recht arbeiteten sechs Schülerteams unterstützt von Professor Keplinger an ihren Geschäftskonzepten. Neun Wochen lang recherchierten und tüftelten die Teams in den Unterrichtseinheiten sowie in ihrer Freizeit an den Ideen.

Am Freitag vor dem Beginn der Semesterferien war es soweit. In der „Arena der Talente“ galt es Schüler der 4. Klasse sowie Lehrkräfte und Mag. Alexander Stockinger, den Gründungsexperten der WKO Oberösterreich, vom jeweiligen Businessplan zu überzeugen. Dabei zeigte sich, dass die angehenden Ingenieure das an der HTL Erlernte geschickt mit den persönlichen Neigungen kombinierten. Als Beispiele dafür sind zwei Geschäftskonzepte kurz beschrieben, in die die Jury das meiste Geld investierte.

  • Geschäftskonzept PECU

    Mit der Geschäftsidee “Herstellen und Verkaufen von hochwertigen Etuis aus Edelhölzer für Visiten- und Kreditkarten” verblüffte das Team PECU die Investorengruppe. Drei Aspekte zeichnen dieses Konzept besonders aus:

    • Die Grundidee: Persönlich bedeutsame Dinge in einem individuell, wertigen Rahmen aufzubewahren. Zudem die Wahl des Namens „PECU“. Dieser leitet sich aus dem lateinischen „pekuniär“ ab, was so viel wie finanziell bedeutet.
    • Der Umsetzungsgrad der Idee: Es wurden mehrere Prototypen hergestellt. Dabei mussten mehrere technische Probleme wie die stabile Verbindung verschiedener dünnwandiger Holzsorten oder die präzise Montage des Verschlusses gelöst werden. Die fertigen Etuis wurden anschließend testweise mehreren Personen zum Kauf angeboten. Dabei zeigten sowohl Jugendliche als auch Erwachsene großes Interesse an dem Produkt.
    • Ein Produkt Konfigurator als Marketinginstrument: Damit können sich potenzielle Kunden ihr persönliches PECU Etui maßschneidern.

    Aufgrund des positiven Echos am Markt und bei den Investoren plant das vierköpfige Team bestehend aus David, Mathias, Markus und Severin die Umsetzung der Idee nach der Matura.

  • Geschäftskonzept LiMOWa

    LiMOWa tauften die Schüler des Teams Fußballplatzwart ihre Maschine. Der Bezeichnung Maschine greift hier jedoch zu kurz. Vielmehr handelt es sich dabei um einen Wunderwuzzi. Zunächst einmal mäht das Gerät autonom den Fußballrasen. Innerhalb von zwei Tagen soll das Ding den Rasen auf die gewünschte Länge zurechtstutzen. Na gut, dass kennt man mittlerweile von immer mehr privaten Gärten. Also was kann es noch? Bei Bedarf koppelt die Maschine eine Walze an und glättet damit ebenfalls innerhalb von zwei Tagen den gesamten Platz. Wauh, da werden in Zukunft die Pässe noch präziser und schneller die Mitspieler oder Gegner erreichen. Ja und, eh klar LiMOWa zieht GPS gesteuert automatisch die verschiedenen Linien am Fußballplatz.

    Jetzt stellt sich unter anderem die Frage, was das Ding kosten und wer das brauchen wird? Mit rund 8.000 Euro rechnen die Schüler für das Grundmodul. Der Marktpotenzial ist beträchtlich. Eine Internetrecherche ergab, dass es in Österreich gemeldete 2250 Fußballvereine mit in etwa 4000 Fußballplätzen gibt. „Wir haben im eigenen Verein nachgefragt, ob dieser ein solches Gerät kaufen würden. Unser Obmann konnte sich das gut vorstellen. Er schränkte jedoch ein, dass das Gerät nicht teurer sein darf als bisher verwendete Geräte. “ erklärte Tobias, der die Idee zur Maschine hatte. Die Kontakte zu anderen Vereinen nutzten die Schüler um sich weitere Rückmeldungen einzuholen. Im Wesentlichen wurde das Ergebnis vom eigenen Verein bestätigt. „Für uns ist nun auch klar, dass 15.000 Euro eine kritische Preisschwelle im Verkauf darstellen. Das müsste machbar sein und ein Gewinnaufschlag geht sich auch aus, “ ergänzt Martin der Finanzchef der Truppe. Auch für den Vertrieb gibt es bereits einen vielversprechenden Ansatz. Wie dieser genau aussieht, wollten die Schüler nicht verraten. Lediglich so viel wurde Preis gegeben, dass es sich um einen Direktvertrieb handelt. „Ursprünglich dachten wir an einen Vertrieb über den Handel. Auf Grund der Kosten müssen wir direkt an die Kunden verkaufen, ansonsten rechnet sich das nicht,“ erklärt Valentin die Vertriebspolitik.

    Trotz der vielversprechenden Ansätze ist die Umsetzung der Geschäftsidee derzeit noch offen. Das Team schätzt den weiteren Entwicklungsaufwand auf etwa zwei Jahre ein. Hier haben die potenziellen Jungunternehmer den Wunsch, dass im nächsten Schuljahr die Entwicklung im Rahmen eines Maturaprojekts an der HTL vorangetrieben wird.

    „Im Laufe des Projekts wurde mir erst so richtig klar, dass es für ein Geschäftsmodell um wesentlich mehr als nur Technik geht. Kosten, Markt, Vertrieb und andere Aspekt müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Irgendwie schon cool, womit man sich an der HTL so alles beschäftigen kann.“ zieht Lukas, Sprecher des Teams Bilanz zum Projekt Businessplan.

    Vielleicht fragt sich nun so mancher, wofür der Name LiMOWa steht. Er setzt sich aus den Begriffen Linie, MOW (englisch mähen) und walzen zusammen.

  • Wie geht es mit dem Unterrichtsprojekt weiter?

    „Auf Grund der motivierenden Ergebnisse aus dem Pilotversuch plane ich eine Fortsetzung des Projekts im nächsten Schuljahr. Vielleicht gelingt es mir, dass dann zusätzliche Experten aus Unternehmen oder Banken bei der Arena der Talente in der HTL-Neufelden mit dabei sind“ fasst Herr Keplinger seine Überlegungen zusammen.